Residenz in Stuttgart

Ein wunderschöner, idyllischer Naturraum, aus alten knorrigen Obstbäumen, wild bewachsenen Wiesen und einer in die Jahre gekommenen Gartenlaube, charakterisiert das langgestreckte Anwesen, das fernab des Großstadtlärms am Stadtrand Stuttgarts, mit weitem Blick auf die angrenzenden Felder, inmitten einer dicht bebauten Siedlungsstraße liegt.

Schon bei der ersten Grundstücksbegehung war dieser magisch wirkende Garten mit Bilderbuchcharakter das Herzstück der Bauherrin und fortan Zentrum des Entwurfs: Den Wunsch nach einem modernen Zuhause, das den Zauber des Gartens in allen Bereichen des Gebäudes spürbar und erlebbar macht und so ein Refugium aus Alt und Neu schafft, das die Außenwelt maximal ausblendet, galt es in Realität umzusetzen. Äußerst strenge Bauvorschriften und Auflagen – wie vorgeschriebenes Satteldach, extrem enge Baugrenzen und strenge Traufhöhenregelungen – forderten absolute fachliche Expertise und Umsetzungskompetenz von der Planung über die Ausführung hin zur Fertigstellung.

Die Büros von Anna Philipp und Ester Bruzkus haben in einer wunderbar harmonischen Zusammenarbeit ein außergewöhnliches, maßgeschneidertes Wohnhaus gestaltet, das sich zur Straße und der Nachbarbebauung gezielt abschottet und gartenseitig mit der Natur verschmilzt: Dabei gliedern der markante „Holztunnel“ im Erdgeschoss – aus stehend angeordneten Holzlamellen – und der darüberliegende weiße Kubus die nahezu vollständig geschlossene Straßenfassade. Einzig das riesige Panoramafenster bildet eine großzügige, sich öffnende Geste zur Straße, ohne dabei Einblicke ins Gebäudeinnere zuzulassen.

Der Privatraum der Bauherren bleibt von außen, sowohl straßenseitig als auch von der seitlichen Nachbarbebauung, uneinsehbar und öffnet sich erst mit der subtil in die Fassade integrierten, sanft aufschwingenden Pivottüre. Diese führt in ein lichtdurchflutetes Foyer, in dem sich Materialien, Formen und Farben harmonisch miteinander verbinden: Der von Anna Philipp und der Bauherrin individuell gestaltete Terrazzoboden trifft auf naturbelassenes Holz und eine mit Stoff bekleidete Wand vis-à-vis der sich ellipsenförmig nach oben drehenden Treppenskulptur aus Stahl, die den durch das Panoramafenster maximal natürlich belichteten offenen Luftraum füllt.

Der Blick wird bereits beim Betreten des Foyers durch den offenen Wohn-Essraum in den feinfühlig angelegten Garten gelenkt, der durch die vollverglaste, aufschiebbare Glasfront sanft ins Gebäudeinnere hineinfließt und am Horizont mit den Feldern verschwimmt. Gleichzeitig öffnet sich das Gebäude hier über einen weiteren Luftraum nach oben, sodass der Wohn-Essraum mit den darüberliegenden Privaträumen verbunden wird und das Gefühl vom Leben unter freiem Himmel in der Natur verstärkt wird. Diese Großzügigkeit und Weite ist im ganzen Haus spürbar, und so tritt der Naturraum auch in den oberen Geschossen über die vollverglasten Fronten des Masterbedrooms und des Badezimmers ins Innere: Selbst am Waschtisch, auf Augenhöhe mit den alten Obstbäumen, ist die Magie des Gartens erlebbar.

Das moderne Wohnhaus steht für einen maßgeschneiderten Lebensraum inmitten der Natur, der sich mit dem Wechsel der Tages- und Jahreszeiten natürlich wandelt und in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen nahezu verschwinden – ein Refugium, das moderne Architektur mit altem Bestand vereint.