Wachgeküsst

Zurückhaltend und blickgeschützt zur Straße, einladend offen und transparent zum Garten und dem angrenzenden parkähnlichen öffentlichen Grün hin wurde das auf den Grundmauern des Bestandsgebäudes errichtete Wohnhaus einer vierköpfigen Familie in das in einer zentrumsnahen Villengegend in Göttingen gelegene Grundstück eingebettet. Der Weg hindurch ist ein Erlebnis.

AIs die Familie mit zwei Söhnen im Teenager-Alter das zentral in Göttingen und doch erstaunlich grün und parkähnlich gelegene Grundstück mit einem Haus aus den 1970er-Jahren erwarb, sollte das Gebäude eigentlich nur durch eine Sanierung auf den heutigen Standard gebracht werden. Unmittelbar nach der ersten Besichtigung durch Philipp Architekten brachte eine nüchterne Analyse der Alternativen Umbau | Sanierung oder Abriss | Neubau klar an den Tag, dass die erste durch erhebliche Kompromisse gekennzeichnete Maßnahme fast genauso teuer werden würde wie ein individuell für die Bauherren maßgeschneiderter Neubau.

Also fiel die Entscheidung, vom Bestandsgebäude lediglich den Keller zu erhalten und darüber in ökologischer Holzbauweise, genau auf Grundstück und Baufamilie zugeschnitten, neu aufzubauen. Die perfekte Einpassung in das leicht abfallende Gelände und die Verschmelzung der Innen- und Außenräume standen bei der Planung im Vordergrund. So ergab sich ein raffiniertes Spiel mit Halbebenen, sogenannten „Split-Levels“, die die Innenräume zonieren.

Der spiralförmige Weg durch das Gebäude beginnt gleich am Eingang mit dem ersten „Wow-Effekt“, dem Foyer mit einem über zwei Geschosse reichenden Luftraum und viel Licht von oben durch ein großes, über dem Eingang angeordnetes Fenster. Durch den ebenerdigen, offen organisierten Koch-|Essbereich geht es mit einer 90 Grad-Wendung weiter in den zwei Stufen niedrigeren Wohnbereich und auf die davorliegende überdachte Terrasse mit Oberlicht. Sie bildet wie ein Freiluftzimmer den fließenden Übergang zwischen innen und außen. Noch eine Wendung und weitere Schritte abwärts führen hinunter auf ein großes Holzdeck mit Sitzplatz unter freiem Himmel neben einem mit Cortenstahl eingefassten Wasserbecken. Die puristische Gestaltung erinnert an die Ästhetik japanischer Gärten.

Vom Eingangsbereich her erschließt eine filigrane Treppenskulptur das Obergeschoss. Hier liegt der Elterntrakt mit Wellnessbad, Sauna und blickgeschützter Dachterrasse. Im Gartengeschoss dagegen sind die Kinder heimisch und daneben auch noch das Büro der Bauherrin mit Blick auf das Geschehen über ein ins Hausinnere gerichtetes Fenster.

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass sich die neue Villa Möller trotz ihres eigenen, modernen Charakters harmonisch in die klassische Villenbebauung der Umgebung einfügt. Hervorzuheben bleibt das sensible, maßgeschneiderte Einfügen der Architektur in einen gewachsenen Kontext und das gleichzeitig optimierte Wechselspiel von Offenheit und Transparenz bzw. Wahrung der Privatsphäre der Bewohner.